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Costa Blanca Nachrichten aus dem Jahr 1978 - Uwe Zündorf besucht den Maler Hanns Otto Geigenberger

Als er seinen Wunsch vortrug, Maler zu werden, winkten seine Eltern nicht etwa entsetzt ab und äußerten sich verächtlich über die "brotlose Kunst", mit der man sein Leben nicht fristen könne, sondern schickten ihn- hocherfreut zur Kunstakademie in München: Hanns Otto Geigenberger, inzwischen weißhaarig und mit stattlichen 60 Jahren dem Akademie- und Lernalter längst entwachsen, hatte sogar in seinem Vater selbst einen guten Lehrer, der ihn und seine künstlerische Entwicklung maßgebend geprägt hat. Vater Geigenberger war, wie es ein repräsentativer Bildband über "150 Jahre deutsche Landschafts-Malerei" würdigt, "einer der genialsten Landschaftsmaler" deutscher Kunst.

   Und Sohn Geigenberger ist, die Jahre haben es bewiesen, mit Erfolg in die Fußstapfen seines schon 1946 verstorbenen Vaters getreten."Dadurch hatte ich es allerdings auch einige Zeit besonders schwer," erinnert sich Hanns 0. Geigenberger heute an seine ersten eigenständigen Maler-Jahre außerhalb des väterlichen Ateliers, in dem er als Junge häufiger zu finden war als auf der Strasse oder auf dem Spielplatz.Denn: "Ich wurde immer mit meinem Vater zusammen genannt, wollte aber meinen eigenen künstlerischen Weg gehen." Seit einem knappen Jahr wohnt Hanns 0. Geigenberger zusammen mit seiner jungen Frau Christa in einem kleinen Bungalow in Dehesa de Campoamor, einer schmucken spanischen Urbanisation, etwa ein Dutzend Kilometer südlich von Torrevieja. Jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe fährt der gebürtige Münchner mit seinem "Dos Caballos" etwa zehn Kilometer ins Landesinnere.

Dort, in Los Pinos de Campoverde, besitzt er noch ein zweites Häuschen sein Atelier. Und dort steht er bis zum Mittag an der Staffelei und malt Landschaften. Den Kirchplatz von Altea. Das Panorama von Villajoyosa. Die reizvollen Formen der spanischen Kürbisse. Die volle Pracht spanischer Flora. Impressionen allesamt. Doch nicht impressionistisch. Post-impressionistisch ist man versucht, den Maler Geigenberger einzuordnen. Doch ist das überhaupt so wichtig? "Ich male, wie es mir gefällt," erklärt sich Geigenberger selbst. Und wenn es ihn "überkommt", dann "male ich auch abstrakt".
   Nach seiner selbstgewählten Klausur fährt er zurück und wirft sich ins spanische Leben, das er voll auskostet. Häufig begleitet er seine Frau, die als Reiseleiterin für ein kleines Münchner Reisebüro Urlauber betreut So hat er sehr schnell die ganze Costa Blanca kenn- und lieben gelernt.
Seine "Traumstadt" ist Altea.

Dorthin fährt er sehr oft, um künstlerische Impulse zu gewinnen. Von den dort ansässigen Künstlern, von dem Milieu der Altstadt, dem liebenswerten Flair dieser Stadt. Darüber hat er sogar seine ,,ganz große Liebe", Griechenland, vergessen. In über 40 Studienreisen hatte er die Geburtsstätte des Hellenismus erforscht. Und gerade, weil er Griechenland so gut kennt, hat er darauf verzichtet, für ständig dorthin zu ziehen. Denn: "Die spanischen Menschen sind sehr viel freundlicher, die Atmosphäre ist ganz anders." Dass er sich hier wohlfühlt, vermag man den lebensfrohen Bildern des Malers Geigenberger zu "entnehmen". Spanien ist seine neue Heimat geworden.

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